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Briefe Schüler:innen

Angst

Hi, Eigentlich jedes Kind mag keine Schule, das ist kein Geheimnis, aber habt ihr euch mal Gedanken gemacht, warum? Und ist das nicht etwas traurig? Eine stressfreie Woche?! Kann man sich kaum vorstellen. Natürlich verstehe ich, dass man in den höheren Klassen ein bisschen mehr von uns erwartet. Aber du solltest mal einen Blick in unser Klassenbuch werfen. Alles, was du zu Gesicht bekommst sind Tests, Klassenarbeiten und oben drauf noch Hausaufgaben. Im Ernst, denken die Lehrer, dass wir nichts besseres zu tun haben als auch unsere Freizeit mit lernen zu verbringen? Sind wir so planlos? So hobbylos? Okay, manchmal will man wirklich einfach nichts machen und nur am Handy sein und chillen. Aber es ist eine Pause! Und die brauchen wir auch. Freizeit kennen wir gar nicht mehr. Unsere Wochenenden könnte man als „schlaflose Lerntage“ bezeichnen. Unsere Hausaufgabenhefte platzen. Jeder möchte vor den Winterferien noch ein paar Noten bekommen. Verständlich. Für die Lehrer ist das kein Ding. Einfach sagen, dass wir nächste Woche einen Test schreiben und alles, was sie selbst machen ist zum Kopierer zu rennen. Aber stell dir jetzt mal vor, jeder Lehrer macht das. Und dann gibt es noch die rücksichtslosen Lehrer, die für den selben Tag, an dem du schon 2 Arbeiten schreibst Hausaufgaben drauf legen. Ich meine, sehen die Lehrer nicht, dass wir schon genug zu tun haben und kein Platz mehr für ihren Test ist? Achso, ihre Arbeit ist ja die wichtigste, hab ich vergessen. Oh, genau die ist nicht schwer und ist nur sehr kurz. 3 Doppelbeschriftete Seiten sind ja nicht viel, hab ich Recht? Wenn wir im Schuljahr 4 Noten haben müssen und wir jetzt schon 3 haben, wieso muss man dann noch einen Test schreiben, wenn wir noch viele andere haben? Kann das nicht warten?! Wie gesagt, wir haben kein Wochenende mehr. Natürlich sind Hausaufgaben wichtig, aber die Tests sind noch wichtiger. Was ich mich aber frage: Lernst du, weil du lernwillig bist? Oder weil es deine Eltern so wollen? Lernst du Sachen für dein Leben? Oder nur, weil du Angst hast, dass du den Test verhaust und dadurch eine schlechte Note bekommst und somit wieder Ärger von deinen Eltern bekommst? Auch wenn sie dich nicht schimpfen und du vielleicht auch keine Strafen bekommst, deine Eltern erzählen immer nur von ihren guten Seiten. Nie, dass sie mal irgendwo durchgefallen sind oder irgendwas falsch gemacht haben. Wollen sie uns etwa schlecht dastehen lassen?! Wer kennt es nicht, wenn man sich einmal nach einem langen Schultag ausruhen möchte und ein bisschen an seinem Handy chillt, die Eltern reinkommen, dich als faul bezeichnen und sagen: „, Als ich in deinem Alter war, gab es noch kein Handy! Stell dich nicht so an! Dein Schulweg dauert 10 Minuten und du hast nur bis 15 Uhr Schule! Ich musste damals über Berge springen, den größten Jungle durchqueren, verfolgt von hungrigen Tigern! Danach musste ich schwimmen! In einem Fluss und gegen die Strömung! Ich musste 2 Stunden laufen und habe den restlichen Tag meinen Eltern geholfen!“ Aber im Ernst, wen wollen sie damit verarschen?! Sind die Eltern wirklich an allem Schuld? An all den schlaflosen Nächten, den Sorgen, den Bauchschmerzen? Sind sie die Täter? Oder sind es doch die rücksichtslosen Lehrer? Und wenn man sich für’s nächste Mal vornimmt, früher anzufangen. Dann lernt man und lernt, und lernt und lernt. Mein Körper schreit nach einer Pause, mein Kopf kann nicht mehr klar denken, aber mein Inneres bekommt nach nicht einmal 2 Sekunden Pause krasse Schuldgefühle, dass ich vor Verzweiflung heulen könnte. Aber ich versuche weiter zu machen, obwohl ich nicht mehr kann und wortwörtlich dagegen ankämpfen muss. Wenn ich es dann doch vor 0 Uhr geschafft habe ins Bett zu gehen, kann ich noch so müde sein, liege dann aber noch lange Zeit wach. Was ist, wenn ich nicht genug gelernt habe? Was ist, wenn ich etwas vergessen habe? Was ist, wenn ich es doch nicht kann oder der Lehrer zu wenig Zeit gibt? Da würde mir noch so viel einfallen, aber das behalte ich vorerst in meinem Kopf. Manchmal frage ich mich, warum manche Leute Lehrer sind. Ihr Unterricht ist kein Unterricht. Sie gestalten den Unterricht so, dass sie während der Stunde die Hausaufgaben kontrollieren und zum Schluss, 10 Minuten, bevor die Stunde endet, Hausaufgaben aufgeben, sodass die Zeilen in deinem Hausaufgabenheft nicht ausreichen. Danach können wir gehen? Neeeeeiiin! Die letzten 2 Minuten müssen wir einen ganzen Aufsatz vom Buch abschreiben! Und wenn man es nicht schafft ist es natürlich Hausaufgabe! In zwei Minuten. Wie sehen wir aus? Etwa fähig in 2 Minuten das halbe Buch abzuschreiben?! In diesen paar Minütchen, hätte sie uns zusammenpacken und gehen lassen können. Kann man sowas Lehrer nennen, wenn man eigentlich selbst alles zuhause macht? Lernt man dann überhaupt, wenn man es von niemandem erklärt bekommen hat? Oder wenn Lehrer in Blitzgeschwindigkeit sprechen und an die Tafel schreiben, aber so eine Sauklaue haben, dass man allein um die Buchstaben zu erraten eine halbe Stunde braucht. Währenddessen aber schon bei der nächsten Aufgabe sind und alles unbekümmert wieder abwischen und man gar nicht mitkommt. Wie bitte soll man das Thema verstehen, wenn der Lehrer viel zu hektisch ist und seine Schrift aussieht, als hätte ich das mit meinem linken Fuß geschrieben?! Natürlich macht es den Schülern dann kein Spaß und es ist entsprechend laut im Zimmer. Aber den Lehrer kümmert es nicht und er arbeitet mit den Leuten, die es verstehen. Nachdem wir das Thema auch nur kurz angesprochen haben, möchte er direkt die nächste Stunde einen Test schreiben. Da man gefühlt nichts verstanden hat, muss man den ganzen Stoff zuhause versuchen selbst zu verstehen. Wenn ich dann dabei bin den Test zu schreiben, habe ich das Gefühl, dass es nicht Physik, sondern eine Fremdsprache ist. Ich finde generell, dass die Lehrer momentan

viel zu viel von uns verlangen. Ich hoffe, dass alles bald wieder lockerer wird und ich auch etwas Zeit für mich haben kann. Danke an die Personen, die es bis hier hin gelesen haben.

Bin aus der 8.Klasse

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Briefe Schüler:innen

Stress

Ziemlich schmerzhafte Rückenschmerzen manchmal. Oh, und noch den ganzen Scheiß in unsere Köpfe reinballern … wir haben auch ein privates Leben neben der Schule und haben dadurch schon genug Stress. Und man merkt, dass das Lernen nicht mehr wie früher ist. Da wollten sie in die Schule gehen, da sie Sachen lernten, die sie brauchen. Wir wissen schon, dass die meisten Sachen nichts bringen werden. Wenn ich höre, dass morgen wieder Schule ist, dann weiß ich schon was kommt: Angst, Überforderung, Stress, jeder erwartet mehr von dir als du geben kannst. Es ist wie eine Hölle, die weiter geht. In den Ferien bin ich manchmal happy, aber dann kommt dieser Hintergedanke: Schule. Und schon ist alles versaut. Die Ferien sind ab diesem Zeitpunkt schon vorbei und es dreht sich alles nur um Schule. Da bringen die Ferien manchmal auch nichts.

Anonym

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Briefe Schüler:innen

Keine Zeit

Wo ist meine kostbare Zeit hin, frag ich mich am Ende des Jahres? Was habe ich die letzten vier Monate gemacht? Ich weiß es weil es eine eindeutige Antwort darauf gibt aber warum habe ich so gut wie keine guten Erinnerungen aus diesen letzten vier Monaten? Wo ist meine kostbare Zeit hin? Wo sind die Momente, in denen ich lachen oder ein wahres Gespräch führen konnte? Sie sind in der Schule und an meinem Schreibtisch. Ich frag mich morgens warum ich so müde bin, ich hab doch 8 Stunden geschlafen. Ich bin müde weil mein Gehirn nie schlafen darf und selbst in der Zeit wo es dürfte, hat es sich schon so daran gewöhnt aktiv zu bleiben. Ich bin also nicht nur traurig, sondern auch noch müde. Und dann erwartet man von mir, alles gleichzeitig hinzukriegen. Nein! Das kann kein Kind hinkriegen. Ich habe gelernt, mit all diesen Dingen irgendwie zurecht zu kommen weil ich weiß, dass ich keine andere Chance habe. Daher bin ich auch immer für die da, die einen anderen Umgang damit haben. Ich bin für sie da. Es macht mich aber dennoch krank. Dieses Gefühl von Überforderung wird jeden Tag, wie von einer Expertin, von mir unterdrückt aber in den kleinsten Momenten überschwemme ich alles mit diesen Gefühlen. Ich bin übergelaufen undmerke, was diese Routine mit mir macht. Sie macht mich krank. Ich hasse es mich so zu fühlen, vor allem wenn ich weiß, wie ich mich eigentlich fühlen könnte. Frei und alles andere als kurz vor dem Überlaufen. Ich vermisse die Leichtigkeit.

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Schule

Wenn ich an das Wort Schule denke, verbinde ich damit enormer Druck, viele Abende, an denen ich wegen Überforderung heule und die Enttäuschung, wenn man trotz großer Anstrengungen keinegute Note bekommt, wenn ich an Schule denke, kommt mir zuerst keine einzige positive Sache in den Sinn. Vermutlich sollte mir auch einfallen, dass ich viele Freunde habe, mit denen ich schöne Pausen verbringe und mit denen ich Freunde fürs Leben bekommen habe. Aber es überwiegen ausschließlich die negativen Dinge. Schule hat mein Leben übernommen, ich regel mein Leben nach der Schule, Tut mir leid ich muss heute wieder absagen, ich muss wieder lernen.“ Zu oft muss ich solche Nachrichten an meine Freunde und Verwandte schicken, für etwas was ich hasse und was ich mir nie jemals selbst ausgesucht habe. Das Schulsystem ist an so vielen Stellen Fehlerhaft aber den Schülern wird nicht zugehört. Lehrer hören sich unser Leiden an und zeigen angebliches Verständnis, aber ich habe noch nie einen Lehrer erlebt, der danach irgendetwas verändert hat. Lehrer sind auch nur Menschen, das verstehe ich und, dass diese auch ihre Noten erbringen müssen, ist mir klar, aber dies muss in Maßen passieren. Nun gibt es eine neue Regelung, maximal 4 Leistungserbringungen in einer Woche. Ganz ehrlich, auch das ist viel zu viel. Ich leide sehr unter dem Druck ständig gut sein zu müssen und bei vier Tests in einer Woche hast du nicht die Zeit für jede einzelne Leistungskontrolle ausreichend zu lernen. Ich gehe jetzt in die neunte Klasse eines Gymnasiums in Leipzig und in den letzten zwei Jahren haben bereits allein in meiner Klasse vier Schüler und hauptsächlich Schülerinnen aufgrund von psychischen Problemen für eine längere Zeit gefehlt und wenn es so weiter geht, habe ich das Gefühl, dass es mir bald genauso ergehen könnte. Es muss eine Veränderung geben. Ich schreibe diesen Brief in der Hoffnung, dass ihn jemand ernst nimmt, weil es so nicht weiter gehen kann. Und ich schreibe den Brief für jeden einzelnen, der nach mir an diese Schule kommt, in der Hoffnung, dass er dies nicht erleben muss.

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Briefe Schüler:innen

Eltern

Eltern werden enttäuscht von dir sein. Das schlimmste Gefühl auf Erden: Wenn deine Eltern sagen, dass sie enttäuscht von dir sind. Sie könnten schimpfen, meckern und brüllen so viel sie wollen. Dieser eine Satz fühlt sich schlimmer an, als alles zusammen. Diese Schuldgefühle und das schlechte Gewissen. Dadurch fängt man an zu Lernen und zu versuchen, es besser zu machen. Aber ich kann einfach nicht mehr. Ich könnte einschlafen. Sofort. Hier und jetzt. Ich bin einfach nur müde. Meine Nerven sind am Ende. Ich könnte 15 Stunden schlafen, aber es würde nichts ändern. Ich wäre genauso müde, wie vorher. Manchmal könnte ich wirklich heulen. Vor Verzweiflung und diesen tagtäglichen Stress. Ich könnte heulen und meine Sachen aus dem Fenster werfen. Gerne würde ich mal so richtig laut schreien. Einfach nur schreien. Und wenn ich danach heiser bin. Egal! Ich würde mich aber besser fühlen. Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass ich in der Öffentlichkeit lächeln soll. Aber wollen sie wirklich ein künstliches Lächeln sehen? Wieso sollte ich Lächeln, wenn ich nicht dazu in der Lage bin? Lächeln, wenn ich einfach

niemandem ins Gesicht blicken möchte? Ich fühle mich alleine. Niemand versteht mich richtig. Niemand bemerkt, wie ich innerlich immer mehr kaputtgehe. Niemand bemerkt meinen Schmerz, niemand meine Tränen. Ich brauche eine Person, die nicht nur vorgibt mich zu verstehen, sondern das auch wirklich tut. Eine Person, die mich versteht, ohne, dass ich etwas sage. Eine Person, der ich einfach in die Augen sehen kann. Tief in die Augen. Eine Person, der ich blind vertrauen kann, die mich niemals im Stich lassen würde. Ich kann mich gar nicht mehr an einen Tag erinnern, an dem ich einfach mal nichts machen konnte. Wenn ich 15:30 Uhr zuhause ankomme, will ich einfach nur etwas essen und schlafen. Aber ich bekomme solche Bauchschmerzen aus Angst, dass ich es nicht schaffe. Entweder sind es Tests oder Hausaufgaben. Nachts kann ich kaum schlafen, aus Angst und Nervosität. Wenn ich einmal eine schlechte Note mit nachhause bringe, mach ich mir den ganzen Weg schon Gedanken. Ich möchte meine Eltern nicht schon wieder enttäuschen. Ich werde vor Scham ganz rot und kann meinen Eltern nicht in die Augen blicken. Seid ehrlich, wer hat noch nie eine Unterschrift gefälscht? Und warum macht man das gleich wieder? Aus Angst vor den Eltern!

Schülerin 17 Jahre

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Briefe Schüler:innen

Ich kann auch nicht mehr.

Ich hab nichts mehr. Keinen Mut, keine Hoffnung, keine Lust, keine Kraft, keine Zeit. Ich hab keine Zeit. Und jede Zeit, die ich besitze, opfere ich der Schule. Mathehausaufgabe, Chemienachhilfe, Italienischvokabeln, Zeit hat für mich keine Bedeutung mehr. Zeit heißt: etwas für die Schule machen. Ich will die Zeit zurück haben. Ich will all die Momente mit meinen Freunden, meiner Familie zurück. Ich will die Zeit, die ich für mich brauche, zurück.

Wenn ich nicht mal mehr Zeit für mich selbst hab, was nützt mir dann das Wissen,was ich in der Schule in den Kopf gepresst bekomme? Ist es wirklich wichtiger, den Satz des Pythagoras und die Oxidationszahlen zu kennen, als mich selbst kennenzulernen? Ist die Schule wirklich wichtiger als ich es bin?

Wer bin ich denn überhaupt?

Ich würde mich gerne kennenlernen, mehr über mich und meine Gefühle wissen, aber ich hab keine Zeit.

Verdammt Schule, was tust du mir an?

Was nützt du denn, Schule?

Du bringst mir bei, ich sei nicht genug, die anderen sind besser als ich.

Du bringst mir bei, dass Stress normal ist.

Du bringst mit bei, wie es ist, sich allein zu fühlen.

Du bringst mir bei, dass ich nicht passe, nicht richtig bin und nichts kann.

Ich verlange von dir, dass du mir beibringst, wie man sich um sich selbst kümmert.

Ich verlange von dir, dass du mir beibringst, wie ich eine Lösung zu einem Problem finde.

Ich verlange von dir, dass du mir beibringst, wie man lebt.

Ach Schule, du tust mir leid.

Du hast deine Ziele verfehlt. Du bist nicht richtig.

Du könntest etwas so schönes sein.

Ich will dir helfen, Schule.

Lass uns gemeinsam daran arbeiten.

Denn zusammen können wir das schaffen.

Los!

Schülerin 17 Jahre

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Briefe Schüler:innen

Ich kann auch nicht mehr

Ich kann auch nicht mehr. Schule laugt aus. Zeit ist Mangelware. Schlaf ebenfalls. Ich stehe 6 Uhr auf, esse was und mache mich auf den Weg. Um 8 fängt Schule an. Ich sitzedrinnen, denke über mein Leben nach und werde 15 Uhr mit angeblich mehr Wissen wiedervon dem Gebäude ausgekotzt. Mein Kopf brummt. Ich bin müde und fahre wieder nach Hause. Habe ich hier jetzt freie Zeit? Kann ich mich hier jetzt meinen Freund*innen widmen? Kann ich hier jetzt Sport treiben? Die Antwort lautet nein. Die nächste Klausur steht an. Warum hat der Tag nicht 25 Stunden? Das würde vieles einfacher machen. Ich kann mir darüber aber keine Gedanken mache. Will ja eine gute Note in der Arbeit bekommen. Ich schaue mir meinen

Hefter an. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Formeln helfen nicht beim Glücklichsein.

In der Schule lerne ich zu funktionieren. Das ganze scheiß System ist dafür ausgelegt kleine, vor Energie strotzende Lebewesen in große, nach außen funktionierende und glückliche, innen aber kaputte Maschinen zu verwandeln. Schule lässt uns Fassaden bauen. Uns darf es nicht schlecht gehen. Uns darf nichts wehtun. Uns darf keine Träne über das Gesicht laufen. Wenn ich in die Schule gehe, verstecke ich das, was hinter der Fassade ist. Soll ich sagen, dass es mir scheiße geht? Was sagen die Anderen und vor allem die Lehrpersonen dazu? Einige würden mich bestimmt verstehen, aber andere würden wohl sagen, er solle sich mal nicht so haben. Ich würde mich gerne frei entfalten, aber Schule, oder besser das Schulsystem, gibt mir dafür keinen Platz. Wir sollen dem Kapitalismus dienen, uns dem System beugen und nicht mit sowas wie psychischer Gesundheit anecken. Das könnte ja Kritik sein. Und Kritik ist unerwünscht. Ich habe also ein schönes Haus gebaut – und Schule fängt an. Die ersten Wochen lassen den Stuck am Haus abbrechen, die erste Klausur tritt die Tür ein und in der Klausurenphase mit zwei bis drei pro Woche plus Tests explodiert eine Bombe im Inneren des Gebäudes. Nur die Fassade steht noch. Nur über diese Fassade habe ich überhaupt die Kraft mich mit Freund:innen an Wochenenden in der Schulzeit zu treffen. Wenn sie noch einstürze, wäre ich innerlich tot. Und manchmal habe ich das Gefühl, Schule will genau das erreichen. Eine innere Leere und keine soziale Interaktion, damit ich mich nur noch dem Schulzeug widmen kann. Denn Zeit für Freundschaften bleibt nicht. Dass Freundschaften als Ausgleich wichtig sind, istallen Führenden egal. Ich schaffe das aber nicht. Ich brauche die Zeit. Ich kann nicht nurarbeiten und nur mal zwischendurch zwei Wochen Pause machen. Doch selbst diese Pausen sind, vor allem in der Oberstufe, nur ein bisschen Verdrängung. Spätestens nach einer Woche denke ich mir, was muss ich in der Schulzeit machen. Welche Präsentationen muss ich vorbereiten? Welche Klausuren stehen an? Und was mache ich dann überhaupt in der Schule?

Ich muss selbst die Zeit, die mir zum Entspannen nach etwa acht Wochen Arbeit zusteht, nutzen, um nicht ganz den Anschluss zu verlieren. Ständiges Arbeiten heißt dann natürlich

auch, dass man schneller und öfter krank wird. Aber selbst das sollte nicht passieren. Man verpasst Stoff. Könnte den Anschluss verlieren. Oder müsste eine Klausur nachschreiben an

einem Termin, der einem noch weniger passt. Ich darf nicht krank werden. Ich darf nicht. Ich darf nicht. Aber ich bin doch krank. Ihr merkt es nur nicht. Wir sind alle krank. Das System ist krank. Somit auch seine Opfer.

Schüler, 16 Jahre alt

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Ich bin müde

Ich bin müde. Das sage ich jeden Tag, aber niemand versteht, was ich damit meine. Es liegt nicht daran, weil ich zu wenig schlafe, denn ich könnte 15 Stunden am Tag schlafen und es würde sich nichts ändern. Ich bin müde vom Leben. Bin erschöpft, kraftlos und meine Motivation vermisse ich auch schon seit langer Zeit. Ich denke, dass ich zu selten auf meinen Körper gehört habe. Ich habe ihm zu viel zugemutet. Habe weiter gemacht, obwohl mein Körpernach einer Pause geschrien hat. Ich musste viel mit mir kämpfen und muss es immer noch. Ich habe zudem noch Lasten anderer genommen. Irgendwann sagt der Körper einfach nein. Ich verliere die Lust an Sachen, die ich frühergeliebt habe. Ich komme nach Hause und könnte stundenlang auf eine Wandstarren. Dann stürmen die Gedanken in meinem Kopf. Was mache ich falsch? Werden sie aufhören mich zu lieben? Warum muss ich immer alles versauen? Warum tue ich sowas? Habe ich zu viel gesagt? Wann darf ICH wieder glücklich sein? Ich möchte, dass jemand mir in die Augen schaut und erkennt was für einen Schmerz ich spüre. Ich wünschte, dass mich jemand richtig umarmt. Mit Emotionen. Einfach nur eine Umarmung. Nur eine lange, warme. EineUmarmung wo die Person mich in ihrer Schulter weinen lässt. solange ich möchte. Eine Umarmung, wo es sich anfühlt als würde die ganze Welt verschwinden und nichts anderes mehr existiert. Eine Umarmung die all meine Probleme löst. Eine Umarmung die mich wieder besser fühlen lässt. Nur eine

Umarmung. Ich brauche eine Umarmung. Ich wünschte ich wäre von jemand die erste Wahl, dass sich jemand richtig um mich kümmert. Ich hoffe, dass ichje mal mit jemanden über meine Gefühle sprechen kann…ohne, dass sie sie weiter erzählen…ohne, dass sie schlecht von mir denken…ohne, dass ich ausgelacht werde. Ich wünschte ich hätte Freunde, die mich nicht verlassen. Ich wünschte die ganzen schlechten Gedanken würden verschwinden. Ich wünschte ich wäre zufrieden mit mir selbst. Dadurch das mich alle verlassen haben, gab mir die Eigenschaft, dass ich mich von Leuten entferne, dass ich es liebe allein zu sein. Ich habe das Interesse verloren mit jemanden zu sprechen.

Trotzdem kommen alle zu mir mit ihren Problemen. Ich bin ein guter Zuhörer geworden und ich muntere sie auf, aber wenn ich mal Hilfe brauche, dann hilft mir niemand. Niemanden interessiert es..niemand ist für mich da. Ich wünschte, dass niemand mehr Witze über mich macht .. über meine

Taten…meinen Körper.. meine Antworten. Ich wünschte, dass mal jemand nicht

versucht mein Leben zu ruinieren. Aber entweder sage was ich fühle undmache es kaputt oder ich sage nichts und mache mich kaputt. Das Leben ist wie ein Buch. Manche Kapitel sind traurig und manche sind lustig. Aber wenn du nicht umblätterst, wirst du nicht erfahren, was das nächste Kapitel bringt. (KI.8)