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Briefe Eltern

Vater, 54

Ich will diese Erfahrung mitgeben:

„Bildung wird übereinstimmend gesehen als ein Prozess, Weg oder Ablauf in der Zeit. Dabei wird der Mensch von einem Zustand in den anderen geführt.“ Dieser philosophisch anmutende Satz passt, weil damit sichtbar wird: Das könnte Schule sein, in Realität bleibt davon fast nichts übrig. Zu dieser Erkenntnis bin ich mit meinem Sohn gelangt. Seit 14 Jahren lebt er auf dieser Welt und 6 Jahre lang habe ich sein Unbehagen über die Schule abgetan. Ich habe ihm mehrmals gesagt: Bei mir wars auch so, du bist schlau und du kommst da durch. Heute denke ich dass ich genauso mit ihm rede wie meine Eltern mit mir. Beziehungslos, ich will seinen Schmerz nicht sehen, ich will einfach, dass er es durchsteht weil ich keine Alternative habe. Was ich da mit ihm mache wird mir gerade bewusst, er wird zu einem Erwachsenen der sich zurückhält, der nicht handelt. Der Angst hat.

Vater, Essen, 54

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