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Briefe Lehrer:innen

Lehrerin, 42

Ich bin Lehrerin und als ich diese Frage gelesen habe wurde ich extrem wütend. Seit ich als Lehrerin arbeite gebe ich alles um meinen Schülern dabei zu helfen sich so gut zu entwickeln wie möglich. Ich habe gekocht vor Wut, was wollt ihr noch? Ich habe dann nachgedacht. Ich bin wütend geworden, weil diese Frage mich angegriffen hat. Wollte sie wahrscheinlich nicht, aber hat sie. Die Frage hat mir klar gemacht wie unendlich allein und hilflos ich mich fühle obwohl das Bildungssystem doch wie jedes „System“ aus Menschen besteht die etwas ändern könnten. Warum tun wir aber nichts??

Ich laufe seit Jahren durch das Schulsystem mit dem Gedanken: Mein Beruf besteht eigentlich nur daraus täglich meine Pflicht des Lehrens abzuliefern. Ein Bruchteil davon was ich täglich tue entspricht dem was Bildung eigentlich soll: Bezug nehmen zur Welt, sich damit auseinandersetzen, Möglichkeiten schaffen, um sich selbst kennenzulernen. Ich fühle mich nicht gesehen und meine Schüler genauso wenig, mir fehlt die Wertschätzung, mir fehlt die Unterstützung und weil ich beides nicht habe kann ich nur ganz wenig davon meinen Schülern geben.

Jetzt kommt die Scham und der Gedanke: Soll ich mich jetzt auch noch hier öffentlich blamieren und das zugeben? Trotzdem habe ich mich entschieden diesen Text zu schicken. Wir Lehrpersonen brauchen Raum uns endlich auch zu entwicklen und zu entfalten, um gut behandelt zu werden.

Wir brauchen Platz, wie sollen sich sonst die Kinder entwickeln?

Lehrerin, 42

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Briefe Lehrer:innen

Lehrer, Felix

Ich nutze diese Möglichkeit meine Meinung zu äußern, weil ich den Sarkasmus, den Zynismus und die Witze meiner KollegInnen so leid bin. Wir lachen über alles: Lehrermangel, Stress, psychische Belastung, die Sinnlosigkeit, die eine Note für uns hat und den sozialen Druck den Noten verursachen, die ständigen Anforderungen, die wir LehrerInnen ohne Unterstützung bewältigen, aber mit ein paar netten Worten (von einer zuständigen Behörde) bewältigen sollen. Wir lachen darüber und ich weiß trotzdem in mir, dass ich erschrocken und verzweifelt bin.

Aber nicht mal darüber können wir miteinander im Kollegium reden, weil wir keine Zeit haben, weil unser Miteinander nur so stark ist wie unsere sarkastischen Witze. Wenn ich also was mitgeben will an eigenen Erfahrungen, dann ist es ein Appell an die Lehrerinnen und Lehrer: Fangen wir an uns ernst zu nehmen, fangen wir an zusammen zu arbeiten.

Lehrer, Felix, 33