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Briefe Schüler:innen

Fünf Tage die Woche

Fünf Tage die Woche: Schule.
Eine konstante Müdigkeit, eine wechselnde Übelkeit in mir.
So sind sechs Jahre vergangen, ohne dass ich auch nur die Chance hatte, mich kennenzulernen und zu entfalten. In der Schule schaue ich tagtäglich in die müden, antriebslosen Gesichter meiner Freunde.
Ein gemeinsames Lernen sollte es sein, aber es ist eher ein graues Kotzen des Lehrplans.
Oft fühle ich mich krank. Wie ein Luftballon, der so voll ist, dass er kurz vorm Explodieren ist. Wenn er explodieren sollte, kommt nichts Neues raus, denn ich weiß, ich bin nicht alleine. Mit meiner Wut, Trauer oder was auch immer in mir steckt. Verzweiflung?

„Nein, FALSCH!“, hallt es in meinem Kopf. Oder auch: „So was kenne ich gar nicht von dir!“ So etwas kenne ich von mir selbst nicht, möchte ich schreien.
Ganz laut.
Aber ich sitze still an meinem Platz, auf dem Holzstuhl und nicke nur, schaue auf den Boden und spüre die peinliche Röte auf meinem Gesicht. Achtundzwanzig Augenpaare auf mir.

Schaut weg, ich bin nicht die Einzige!

Ich kann nicht mehr. Ich möchte weg. Einfach weg.
Ich bin kaputt, habe Angst, Fehler zu machen.
Wo habe ich das gelernt: In der Schule.

Diese Unmenschlichkeit, mit der wir Menschen uns jeden Morgen im Schulgebäude begegnen, halte ich nicht mehr aus.

Umarmt mich mal bitte jemand? BITTE!
Wie geht es dir eigentlich?
Mir?
Ja, dir!
Ach, wie soll es dir gehen? Ich habe gestern Abend bis 0:23 Uhr an meinem Schreibtisch gesessen und Mathehausaufgaben gemacht, Vokabeln für Englisch gelernt und versucht, Geographie zu lernen für den heutigen Test.
Dann bin ich ins Bett gegangen. Für Geo habe ich mir Karteikarten geschrieben, die ich morgen in der 25-minütigen Pause auswendig lernen muss.
Ich konnte nicht einschlafen.

1:58 Uhr mache ich mir ein Hörspiel an, um meine Gedanken und Angst nicht mehr ertragen zu müssen.

Heute Morgen bin ich aufgewacht. Ich fühle mich krank. Im Bad habe ich mir eiskaltes Wasser in die Fresse geklatscht und zu mir gesagt: „Heute ist Freitag, letzter Tag, den schaffst du auch noch!“

7:10 Uhr. In 10 Minuten muss ich los. Noch schnell etwas essen und trinken, sonst halte ich den Tag erst recht nicht aus!

ZACK. Da ist sie wieder, „die Übelkeit“. Jeder nennt es Übelkeit, aber alle wissen, es ist die pure Angst, die einem im Magen liegt.
In meinem Abschlussjahr sind die Jugendlichen in der Pause leise. Still und gebrochen. 1/3 schläft auf der Tischbank, 1/3 schreibt Hausaufgaben ab. Und 1/3 versucht sich selbst verdrängen und dröhnt sich voll. Ich sitze in einem Zimmer voller kranker Menschen. Manche versuchen, sich mit Sarkasmus vor der Explosion zu retten. Einige können nur durchhalten, wenn sie andere zur Explosion drängen.
Übrig bleiben Opfer, die explodieren.

BOOOOM

Jugendliche im Krankenhaus wegen Selbstmord (10-Klässlerin).

Ich schaue mich um. KEINER. Wirklich niemand, macht etwas. Alle sind kalte, leere Maschinen, die funktionieren müssen. Die Einen mehr, die Anderen weniger. Aber ich bin ein Teil von ihnen. Eine Maschine. Oder?

NEIN! So bin ich nicht immer gewesen. Ich bin ein Mensch, der gerne lernt.

ABER NICHT SO!

Mila, Schülerin

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Briefe Schüler:innen

Die Angst Fehler zu machen

Schule. Wie war schule für mich? Eigentlich war meine ganze Schulzeit die Angst Fehler zu machen. Angst mich zu melden und zu sprechen. Angst davor, etwas Falsches zu sagen. Weil mir immer klar gemacht wurde, dass meine Antworten richtig sein müssen.

Ich weiß noch, dass in einem Klassenzimmer ein Zettel an der Wand hing mit Verhaltensregeln darauf.

  • MELDEN
  • DRAN KOMMEN
  • RICHTIGE ANTWORT GEBEN

Das stand auf diesem Zettel. Dadurch wurde den Kindern also jeden verdammten Tag eingetrichtert, dass alles, was aus ihrem Mund kommt richtig sein muss. Und diesen Gedanken hatte ich immer im Hinterkopf. „melde dich nur, wenn es zu 100% richtig ist.“

Und dafür, dass man nicht so einfach reden kann, bekommt man auch noch schlechte Noten. Ich verstehe das nicht! Das ist wie eine Bestrafung für etwas, was du noch lernen musst. Und bringt mich das irgendwie weiter? Nein. Tut es nicht.

Fehler sind zum lernen da. Durch Fehler lebt man. Aber in der Schule werden sie komplett ins negative gezogen und gegen dich verwendet.

Und immer diese Noten! Noten, Noten, Noten. Was bringen mir Noten!? Sie sagen bzw. zeigen mir, was ich falsch gemacht habe und was ich besser machen muss.

10 Jahre habe ich das beigebracht bekommen und es ist nicht viel hängen geblieben, was für mein Leben nützlich ist. Und jetzt…jetzt kommen noch 3 weitere Jahre. Noch schwerer, noch auslaugender.

Ich habe Angst.

 

Martha, Schülerin

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Ich habe eine Vision

Liebe Mitmenschen,

als ich meinen ersten Brief vor 1 ½ Jahren geschrieben habe, habe ich geweint. Und auch jetzt ist mir zum Weinen zumute.
Ich bin auch 3 Monate nach dem Schulabschluss noch sehr geschockt von meinen Erlebnissen dort.
Ich kann nicht sagen, dass ich in der Schule nichts gelernt habe. Ich habe auf krankhafte Art und Weise, verschiedene Dinge in meinen Kopf gestopft.
Und jetzt habe ich nichts davon.
Ansonsten fallen mir nur Dinge ein, die ich in der Schule verlernt habe: Naturverbundenheit, offen zu sein, Liebe, Wertschätzung zeigen, mit Dank und Kritik umzugehen, Spaß haben, Teamarbeit und das Schlimmste: Fühlen.
Die meisten Kinder und Jugendliche werden in der Schule kaputtgemacht. Durch Einstuhlung, durch Zeitdruck, durch Verallgemeinerung und durch unsensibles Lernen.
Alles daran ist falsch und ich bin empört darüber.
Ich bin empört über den Zustand unseres Bildungssystems, von dem alle wollen, dass es besser wird. Aber die Lösung dafür soll es sein, das alte System anzupassen. Völlig absurd, wenn man bedenkt, wie krank unser System ist. Da muss man nicht nur etwas Kleines hier und da ändern, da muss man rebellieren! Da muss man sich auflehnen! Und wenn von oben nichts kommt, dann muss etwas von unten, von uns kommen.

Ich habe eine Vision.

Als erstes stelle ich mir die „Lernorte“ als bunte und fröhliche Gebäude vor. Sie sind groß, aber nicht, um Angst zu erwecken, sondern um Freiheit für das Lernen sowohl zu bieten als auch zu symbolisieren. Um das Gebäude herum wachsen viele Bäume und die Schüler*innen pflanzen mit ihren Begleitpersonen schöne Blumenwiesen an, weil sie gelernt haben, dass das Insektensterben ein riesiges Problem ist.
Das nächste ist, dass das Lernen nicht nur für die Schüler*innen gilt, sondern für alle, die am Schulleben teilnehmen. Da die Lehrerkräfte nun eher Begleiter*innen oder Coaches sind, werden sie nicht mehr als die Allwissenden dargestellt. Das hat auch zur Folge, dass es in diesem Schulsystem keine Hierarchie gibt, die Menschen dazu befähigt, Macht auszuüben. Deswegen ist das Schulklima wesentlich besser und es herrscht eine familiäre Stimmung.
Außerdem ist in der Schule das Menschsein die höchste Priorität. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche über den Menschen nicht nur körperliche Merkmale lernen, sondern auch innere Werte und Gefühle kennen. Des Weiteren lernen alle, wie man seine Meinung kundtut. Sie haben also eine Stimme, wodurch sie auch gesellschaftlich eine größere Lobby erhalten.
Es stehen in meiner Vorstellung nur noch adäquate Lerninhalte auf der Tagesordnung, die regelmäßig angepasst werden, um garantieren zu können, dass das Bildungssystem tatsächlich auf die Zukunft vorbereitet.
Alles in allem ist meine Schule der Zukunft ein bunter Ort mit positiver Energie, die Lust auf das Lernen macht.
Ein weiterer Grund dafür ist, dass es keine Benotung gibt und die Kinder nicht durch Drohung mit Bewertung „motiviert“ werden. Mithilfe von regelmäßigen Selbsteinschätzungen der Schüler*innen werden sie bewertet. Ziel dabei ist es, dass alle ihre eigenen Stärken kennen und ihnen die Schwächen bewusstwerden, um dann daran arbeiten zu können. So werden die Kinder zur stetigen Transformation ihrer selbst und damit auch ihrer Umgebung motiviert.
Wir sollten uns ein Beispiel an diesen Kindern und Jugendlichen nehmen, die in meiner Vision spielend in der Natur lernen und so viel über das Menschsein wissen. Wir müssen wieder zu unserer Menschlichkeit finden!

Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorn anfangen und auch so lernen, wie die Kinder der Zukunft.

Danke!

Josi, Schülerin

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Briefe Schüler:innen

Ich kann nicht mehr

Manchmal wünsche ich mir, ich könnte mich mehr so wirklich unterhalten. Ich habe zwar einige Freunde, aber oft fühlt sich die Zeit, die ich mit ihnen verbringe -welche sich oft auf Pausen begrenzt- sinnlos an. Es fühlt sich so unnötig an. Es gibt so viel, was ich zu besprechen habe. So viel, was ich berichten kann, was mich beschäftigt, worüber ich diskutieren möchte, was ich loswerden möchte, was mich belastet.

Ich hätte gern einen Mehrwert aus der Zeit, die ich mit eigentlich so tollen Menschen verbringe. Aber wahrscheinlich lässt Schule das nicht zu. Wahrscheinlich nimmt Schule einen so großen Teil unserer Zeit und unseres Kopfes ein, dass für nicht viel mehr Zeit übrig ist.

Schule (das System/die Menschen hinter dem System?), ich hätte gern meine Gespräche zurück. Ich hätte gern mein Leben zurück. Meine Zeit und die glücklichen Momente, die ich mit tollen Menschen haben könnte. So viel für nichts. Stattdessen ist mein Leben Schulqual, Vorbereitung bzw. Nachbereitung (aka Lernen) der Schulqual und Schulqual verdrängen mit Scheiß, den ich mir auf YouTube und Co antue. Für viel mehr ist nichts übrig -weder Zeit noch Kraft. Wofür?

Ich hätte gern Bildung statt Beschulung, Bereicherung statt Belehrung. Ich möchte gern beigebracht bekommen, dass das Leben schön, faszinierend und wertvoll ist, nicht wie sich Stress und Depressionen anfühlen, was Mobbing ist, dass manche Menschen mehr wert seien als andere und wie kaputt mich Kapitalismus macht und machen wird.

Wie konnte so etwas Tolles wie Wissensbereicherung zu so etwas Furchtbarem wie Schulsystem mutieren? Das, was Chancen aufzeigen, aufbauen, Gerechtigkeit schaffen, Leben formen, Persönlichkeiten schaffen, Mut machen, Probleme lösen könnte, zerstört Leben und kriminalisiert Fehler. Alles daran ist falsch, unter dem Alibi der Aufklärung.

In der Schule wird nicht gelernt. Wenn ich meinem Vater erzähle, ich habe etwas in der
Schule gelernt, schaut er mich verblüfft an und ist erstaunt. Warum gehen wir nicht in die Schule, weil wir fasziniert von Wissen sind, sondern weil wir müssen?

Und das Schlimmste ist, dass es normal ist. Zu leiden wird normalisiert. Niemand kritisiert es.
Und wer es tut, der nervt. Er soll sich doch einfach fügen. Machen ja schließlich alle so.
Was wir nicht verstehen ist, dass wir in der Mehrheit sind. Wir haben die Macht zu ändern,
was uns nicht recht ist. Wir sind nur schon zu müde, ausgelaugt und kaputt, schon zu tief
drin, um das zu realisieren. Ich kann nicht mehr

Schüler

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Briefe Schüler:innen

Ständige Angst

Angst … Dieses Gefühl begleitet mich ständig.

Egal ob ich einen Vortrag halten soll, mal wieder der letzte Looser im Sportunterricht bin oder einfach nur einen blöden Spruch von einem Lehrer zu hören bekomme. Am schlimmsten aber ist das Gefühl, die Erwartungen nicht erfüllen zu können, sprichwörtlich ein Fehler im System zu sein.

Für meine Lehrer bin ich nur eine Schülerin unter vielen.
Respektable Noten, nicht auffällig, nur dieses Mädchen hinten in der Ecke.
Doch für mich kann ein einziger Spruch eines Lehrers, der vielleicht nicht mal meinen
Namen kennt, mehrere Wochen Angst, Frustration und Selbsthass auslösen.
Mir ist eine blöde Note wichtiger als meine Gesundheit und meine Freude.
Ich bin abhängig. Ich will gut sein. Ich will Erwartungen erfüllen.
Doch dann, wenn ich eine gute Note mit viel Mühe und Stress erreicht habe, freue ich mich nicht, denn es geht immer noch besser und immer noch mehr.
Mir erzählt kein Lehrer, dass ich gut so bin wie ich bin und dass Noten mich nicht definieren.
Ich fühle mich als Mensch nicht wahrgenommen. In der Schule sind es nur die Noten, die zählen.

Die meisten Lehrer, die ich schon seit Jahren habe, haben sich noch nie persönlich mit mir unterhalten und wissen nicht im geringsten, was für ein Mensch ich bin. Trotzdem wissen sie ja anscheinend, dass ich faul bin, weil ich die Hausaufgaben vergessen habe, obwohl ich das ganze Wochenende für ein Klassenarbeit gelernt habe und mehrere Nervenzusammenbrüche in Kauf genommen habe.

Mittlerweile bin ich auch schon in Therapie wegen meinen Ängsten. Die KOL-Vorträge (Facharbeit) sind für mich der Horror. Schon zwei Wochen vor diesen Vorträgen habe ich Panik und die Woche vor dem ersten KOL-Seminar war eine der schlimmsten des ganzen Jahres. Schlafmangel, keine Konzentration und überreizte Emotionen. Ich bin nicht gut darin, langfristig an etwas zu arbeiten und wenn ich meinen Lehrern sage, dass ich Angst vor Vorträgen habe, kommen immer nur diese Sätze wie „Du musst es eh mal später können“ oder „Das schaffst du schon“.
Ich wünsche mir einfach, dass mehr Wert auf jeden einzelnen Schüler gelegt wird und dass das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern respektvoller wird.
Außerdem möchte ich, dass man als Schüler oder Schülerin gehört wird und endlich ernst genommen wird, denn unser Schulsystem dient zurzeit nur dazu, uns zu kleinen gehorsamen Arbeitern zu machen, die ihr Leben lang nur im Büro hocken und bis zum Burnout arbeiten.

Schülerin Gymnasium, 10. Klasse

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Schüler:innen

Leistung ohne SINN

Ich musste wohl erstmal mit dem Kopf gegen die Wand rennen.
Leistung ohne SINN – so habe ich meine Schullaufbahn erlebt. Mein Selbstwert als Spiegel meiner Noten, ohne die Frage:
„Wofür mache ich das? Warum reiße ich mir jeden Tag den Ar*ch auf?“und dabei ständiges Lob für meine herausragenden Leistungen, die mich schlussendlich zu einem Abitur mit Abschluss 1,0 trugen. Ob es das wert war, frage ich mich häufig. Ich habe meiner schulischen Leistung wohl so ziemlich Alles untergeordnet und hatte regelrecht eine „Sucht nach guten Noten“, denn als guter Schüler wurde ich gesehen und geliebt.
Leider war das nicht besonders nah an meinem eigentlichen Wesen und vermutlich bin ich gar nicht der perfekte Schüler, der ich versuchte zu sein und auch dies war wohl ein weiterer kleiner Hilfeschrei meiner Seele, um nicht hinsehen zu müssen, dass ich innerlich schon längst zerrissen war und auch mein Perfektionismus war nicht mehr, als ein Werkzeug, um mich am „Über“leben zu halten.
Schade, dass es dazu kommen musste und dennoch bin ich dankbar dafür und sehe in der Initiative „RealLabor – Leipzig“ die große Chance, dass das, was ich oben geschildert habe, nicht zwingend passieren muss. Wir haben alle Talente, Qualitäten und sind einzigartig. Wir passen in kein Muster und kein Raster, also sollten wir uns doch auch nicht dadurch zwingen? Leider werden wir dies im Alltag jedoch fast ausschließlich und wir werden zu „funktionierenden Robotern“ im System. Wir verlieren Kreativität, Diversität und die Einzigartigkeit.
Was dabei rumkommt?
Junge Menschen, denen der SINN fehlt und die schon von weitem leblos aussehen – so als hätte man ihnen die Seele aus dem Leib gerissen. So war es auch bei mir. Nach meinem sehr guten Abitur folgte ein Maschinenbaustudium an der renommierten RWTH in Aachen und irgendwann holte mein fehlender Selbstwert und
die Überforderung mich ein. Natürlich lagen die Ursachen für diesen steinigen Weg viel tiefer in mir drin und doch fühlte ich mich in Schule und auch Uni nie als Mensch verstanden, sondern eher als „High-Performer“.
Was folgte, waren schwere Depressionen, ein Klinikaufenthalt und eine riesige Lebenskrise. Das wünsche ich meinem größten Feind nicht und es liegt in unser aller Verantwortung zukünftig dafür zu sorgen, dass wir gesunden Selbstwert vorleben und vermitteln.
Heute studiere ich Psychologie und lebe ein sicherlich bewussteres Leben, auch wenn die Wunden der Vergangenheit immer mal wieder aufklaffen. Jedoch würde ich behaupten, dass ich nun einen SINN in meinem Leben gefunden habe und gemäß Viktor Frankls Idee der Logotherapie, die ich sehr unterstütze, ist dies eine noch wichtigere Grundlage für menschliches Leben als „das Brot zum Essen“.

Luca Bischoni, 22: Psychologie-Student und Autor von „Als man mir den Stecker zog“

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Briefe Schüler:innen

Bauchschmerzen

Für mich war Schule, jeden weiteren Schultag früh aufzustehen und mit Bauchschmerzen in die Schule gehen zu müssen. Und nachmittags nach der Schule nach Hause zu kommen und zu weinen. Ich hatte Angst in die Schule zu gehen

Von: Anonym 2

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Briefe Schüler:innen

Neues Jahr, neues Glück, nicht wahr?

23:40 Uhr.

Ich schreibe alle meine Sorgen und Ängste auf, um sie vor dem neuen Jahr loszuwerden.

23:50 Uhr.

Ich merke, dass fast alle meiner Sorgen und Ängste um das Thema Schule kreisen.

Ich habe Angst, dass ich die Schule nicht schaffe.

Ich habe Angst, dass ich nicht genug gelernt habe.

Ich habe Angst, dass ich kaputt gehe.

23:55 Uhr.

Ich merke, dass auf meinem Blatt kein Platz mehr ist.

Und mir fällt aber trotzdem noch so vieles ein.

Es gibt noch so vieles, was ich loswerden möchte.

Es gibt noch so vieles, was mir nicht passt und was ich gern ändern würde.

Aber mir fehlt die Kraft, denn habe so viele Sorgen und Ängste.

00:00 Uhr.

Frohes neues Jahr!

Ich wünsche mir, dass die Schule ein schönerer Ort wird, an dem man sich wohlfühlt und gerne ist.

Ich wünsche mir, dass der Leistungsdruck geringer wird, wir Schülerinnen sind auch bloß kleine Menschen.

Ich wünsche mir, dass wir Lerninhalte vermittelt bekommen, die im Leben nützlich sind.

Ich wünsche mir, dass die Schulgemeinschaft enger zusammenarbeitet, um alle meine (und die aller SchülerInnen) Wünsche erfüllen zu können.Ich bin bereit! Du auch?

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Briefe Schüler:innen

Fassade

Wie fühle ich mich wirklich … Das ist eine Frage, die ich heule zum ersten Mal ehrlich beantworten werde – scheiße. Es ist nicht, dass ich einen wirklichen Grund hätte mich seit jetzt knapp drei Jahren so zu fühlen. Im Gegenteil, ich habe eigentlich ein gutes Leben, teilweise stabile Familie, eine schöne Wohnung und genug Geld um gut über die Runden zu kommen. 

Aber dann ist da diese langanhaltende Traurigkeit und Leere. Tag für Tag, ohne Pause. Meine Freunde oder Bekannte würden mich wahrscheinlich als glücklichen, fröhlichen immer lachenden Menschen bezeichnen – Fassade. Es war und ist der Schulstress, welcher mir solchen Druck macht und mich unglücklich macht. Schule ist für mich die reinste Qual- nur lernen, nur Leistungsdruck, dem du am Ende eh nicht gerecht wirst. Ich bin froh, dass endlich so etwas kam, ich habe mich nie getraut es jemandem zu sagen oder mit jemanden zu sprechen, da ich nie wusste,  wie viele so fühlen.

Schülerin 13 Jahre- seit dem Wechsel aufs Gymnasium keinen Spaß mehr am Leben

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Briefe Schüler:innen

Angst

Hi, Eigentlich jedes Kind mag keine Schule, das ist kein Geheimnis, aber habt ihr euch mal Gedanken gemacht, warum? Und ist das nicht etwas traurig? Eine stressfreie Woche?! Kann man sich kaum vorstellen. Natürlich verstehe ich, dass man in den höheren Klassen ein bisschen mehr von uns erwartet. Aber du solltest mal einen Blick in unser Klassenbuch werfen. Alles, was du zu Gesicht bekommst sind Tests, Klassenarbeiten und oben drauf noch Hausaufgaben. Im Ernst, denken die Lehrer, dass wir nichts besseres zu tun haben als auch unsere Freizeit mit lernen zu verbringen? Sind wir so planlos? So hobbylos? Okay, manchmal will man wirklich einfach nichts machen und nur am Handy sein und chillen. Aber es ist eine Pause! Und die brauchen wir auch. Freizeit kennen wir gar nicht mehr. Unsere Wochenenden könnte man als „schlaflose Lerntage“ bezeichnen. Unsere Hausaufgabenhefte platzen. Jeder möchte vor den Winterferien noch ein paar Noten bekommen. Verständlich. Für die Lehrer ist das kein Ding. Einfach sagen, dass wir nächste Woche einen Test schreiben und alles, was sie selbst machen ist zum Kopierer zu rennen. Aber stell dir jetzt mal vor, jeder Lehrer macht das. Und dann gibt es noch die rücksichtslosen Lehrer, die für den selben Tag, an dem du schon 2 Arbeiten schreibst Hausaufgaben drauf legen. Ich meine, sehen die Lehrer nicht, dass wir schon genug zu tun haben und kein Platz mehr für ihren Test ist? Achso, ihre Arbeit ist ja die wichtigste, hab ich vergessen. Oh, genau die ist nicht schwer und ist nur sehr kurz. 3 Doppelbeschriftete Seiten sind ja nicht viel, hab ich Recht? Wenn wir im Schuljahr 4 Noten haben müssen und wir jetzt schon 3 haben, wieso muss man dann noch einen Test schreiben, wenn wir noch viele andere haben? Kann das nicht warten?! Wie gesagt, wir haben kein Wochenende mehr. Natürlich sind Hausaufgaben wichtig, aber die Tests sind noch wichtiger. Was ich mich aber frage: Lernst du, weil du lernwillig bist? Oder weil es deine Eltern so wollen? Lernst du Sachen für dein Leben? Oder nur, weil du Angst hast, dass du den Test verhaust und dadurch eine schlechte Note bekommst und somit wieder Ärger von deinen Eltern bekommst? Auch wenn sie dich nicht schimpfen und du vielleicht auch keine Strafen bekommst, deine Eltern erzählen immer nur von ihren guten Seiten. Nie, dass sie mal irgendwo durchgefallen sind oder irgendwas falsch gemacht haben. Wollen sie uns etwa schlecht dastehen lassen?! Wer kennt es nicht, wenn man sich einmal nach einem langen Schultag ausruhen möchte und ein bisschen an seinem Handy chillt, die Eltern reinkommen, dich als faul bezeichnen und sagen: „, Als ich in deinem Alter war, gab es noch kein Handy! Stell dich nicht so an! Dein Schulweg dauert 10 Minuten und du hast nur bis 15 Uhr Schule! Ich musste damals über Berge springen, den größten Jungle durchqueren, verfolgt von hungrigen Tigern! Danach musste ich schwimmen! In einem Fluss und gegen die Strömung! Ich musste 2 Stunden laufen und habe den restlichen Tag meinen Eltern geholfen!“ Aber im Ernst, wen wollen sie damit verarschen?! Sind die Eltern wirklich an allem Schuld? An all den schlaflosen Nächten, den Sorgen, den Bauchschmerzen? Sind sie die Täter? Oder sind es doch die rücksichtslosen Lehrer? Und wenn man sich für’s nächste Mal vornimmt, früher anzufangen. Dann lernt man und lernt, und lernt und lernt. Mein Körper schreit nach einer Pause, mein Kopf kann nicht mehr klar denken, aber mein Inneres bekommt nach nicht einmal 2 Sekunden Pause krasse Schuldgefühle, dass ich vor Verzweiflung heulen könnte. Aber ich versuche weiter zu machen, obwohl ich nicht mehr kann und wortwörtlich dagegen ankämpfen muss. Wenn ich es dann doch vor 0 Uhr geschafft habe ins Bett zu gehen, kann ich noch so müde sein, liege dann aber noch lange Zeit wach. Was ist, wenn ich nicht genug gelernt habe? Was ist, wenn ich etwas vergessen habe? Was ist, wenn ich es doch nicht kann oder der Lehrer zu wenig Zeit gibt? Da würde mir noch so viel einfallen, aber das behalte ich vorerst in meinem Kopf. Manchmal frage ich mich, warum manche Leute Lehrer sind. Ihr Unterricht ist kein Unterricht. Sie gestalten den Unterricht so, dass sie während der Stunde die Hausaufgaben kontrollieren und zum Schluss, 10 Minuten, bevor die Stunde endet, Hausaufgaben aufgeben, sodass die Zeilen in deinem Hausaufgabenheft nicht ausreichen. Danach können wir gehen? Neeeeeiiin! Die letzten 2 Minuten müssen wir einen ganzen Aufsatz vom Buch abschreiben! Und wenn man es nicht schafft ist es natürlich Hausaufgabe! In zwei Minuten. Wie sehen wir aus? Etwa fähig in 2 Minuten das halbe Buch abzuschreiben?! In diesen paar Minütchen, hätte sie uns zusammenpacken und gehen lassen können. Kann man sowas Lehrer nennen, wenn man eigentlich selbst alles zuhause macht? Lernt man dann überhaupt, wenn man es von niemandem erklärt bekommen hat? Oder wenn Lehrer in Blitzgeschwindigkeit sprechen und an die Tafel schreiben, aber so eine Sauklaue haben, dass man allein um die Buchstaben zu erraten eine halbe Stunde braucht. Währenddessen aber schon bei der nächsten Aufgabe sind und alles unbekümmert wieder abwischen und man gar nicht mitkommt. Wie bitte soll man das Thema verstehen, wenn der Lehrer viel zu hektisch ist und seine Schrift aussieht, als hätte ich das mit meinem linken Fuß geschrieben?! Natürlich macht es den Schülern dann kein Spaß und es ist entsprechend laut im Zimmer. Aber den Lehrer kümmert es nicht und er arbeitet mit den Leuten, die es verstehen. Nachdem wir das Thema auch nur kurz angesprochen haben, möchte er direkt die nächste Stunde einen Test schreiben. Da man gefühlt nichts verstanden hat, muss man den ganzen Stoff zuhause versuchen selbst zu verstehen. Wenn ich dann dabei bin den Test zu schreiben, habe ich das Gefühl, dass es nicht Physik, sondern eine Fremdsprache ist. Ich finde generell, dass die Lehrer momentan

viel zu viel von uns verlangen. Ich hoffe, dass alles bald wieder lockerer wird und ich auch etwas Zeit für mich haben kann. Danke an die Personen, die es bis hier hin gelesen haben.

Bin aus der 8.Klasse